Die Blankoverordnung

Blankoverordnung in der Physiotherapie: Chancen und Risiken für dich als Therapeut

Die Blankoverordnung in der Physiotherapie ist ab dem 1. November 2024 verfügbar und bietet dir als Physiotherapeut eine neue Art der Therapiegestaltung. Diese Regelung erlaubt es dir, eigenständig über die Art, Menge und Frequenz der Behandlungen zu entscheiden, basierend auf einer ärztlich gestellten Diagnose, ohne genaue Vorgaben durch die Ärzte. Die Blankoverordnung ist derzeit auf die Behandlung von Schultererkrankungen beschränkt.

Was ist die Blankoverordnung in der Physiotherapie?

Die Blankoverordnung wird im Bereich der Schultererkrankungen angewendet, wobei insgesamt 114 Diagnosen abgedeckt sind, darunter Rotatorenmanschettenläsionen, Luxationen und Frakturen. Die Teilnahme an der Blankoverordnung ist freiwillig, und es besteht kein allgemeiner Anspruch darauf. Durch diese Regelung kannst du deine Therapie selbst gestalten und auf die Bedürfnisse deiner Patient eingehen.

Deine neuen Möglichkeiten und die Vergütung

1. Physiotherapeutische Diagnostik: Beinhaltet eine umfassende Untersuchung vor Beginn der Therapie, um die Therapieziele festzulegen.

2. Bedarfsdiagnostik: Wird während der Therapie durchgeführt, um die Fortschritte zu bewerten und den Therapieplan gegebenenfalls anzupassen.

3. Versorgungsbezogene Pauschale: Diese Pauschale wird einmalig abgerechnet und deckt den erhöhten Aufwand für die Organisation und Sicherstellung der Therapiequalität ab.

Die Vergütung orientiert sich an den bestehenden Sätzen der Heilmittelversorgung, bietet aber zusätzliche Beträge für die neuen Diagnostikleistungen. Du hast die Möglichkeit, verschiedene Heilmittel innerhalb eines Termins zu kombinieren, was dir eine effiziente Nutzung der Behandlungszeit ermöglicht.

Flexibilität und Qualitätssicherung

Die Blankoverordnung in der Physiotherapie gibt dir die Freiheit, die Therapie flexibel über 16 Wochen zu gestalten. Unterbrechungen sind möglich, ohne die Gültigkeit der Verordnung zu beeinträchtigen. Eine enge Zusammenarbeit mit den verordnenden Ärzten und eine sorgfältige Dokumentation sind entscheidend, um die Qualität der Therapie sicherzustellen. Ein Ampelsystem regelt die Behandlungsmengen, um eine übermäßige Ausweitung zu verhindern. In der „roten Phase“ erfolgt ein Vergütungsabschlag von 9 %, um die wirtschaftliche Planung der Therapie zu fördern.

Chancen der Blankoverordnung für dich

1. Mehr Verantwortung und Selbstbestimmung: Du kannst eigenständig über die Therapieplanung entscheiden, was die Behandlungsqualität steigern kann, da du direkt auf die individuellen Bedürfnisse der Patient eingehst.

2. Effizientere Therapieplanung: Die Möglichkeit, mehrere Heilmittel an einem Termin zu kombinieren, optimiert die Behandlung und kann den Therapieerfolg beschleunigen.

3. Weniger Bürokratie: Du sparst Zeit, da viele Abstimmungsprozesse mit den Ärzten entfallen und du schneller auf Veränderungen im Zustand deiner Patientreagieren kannst.

4. Profilierung deiner Praxis: Durch die Teilnahme an der Blankoverordnung kannst du dich als spezialisierte Praxis positionieren und gezielt Patient ansprechen, die eine intensivere Betreuung benötigen.

Risiken und Herausforderungen

1. Wirtschaftliche Verantwortung: Mit der erweiterten Entscheidungsfreiheit übernimmst du auch die volle wirtschaftliche Verantwortung für die Therapie. Du musst die Therapieplanung so steuern, dass keine übermäßigen Kosten entstehen.

2. Haftungsrisiken: Die größeren Befugnisse bedeuten auch, dass du für den Therapieerfolg verantwortlich bist. Fehler in der Therapieplanung können zu Haftungsfragen führen, wenn die Therapieziele nicht erreicht werden.

3. Erhöhter Verwaltungsaufwand: Trotz weniger bürokratischer Hürden in der Abstimmung mit Ärzten, erhöht sich der Aufwand für die Dokumentation und Qualitätssicherung erheblich.

4. Begrenzter Anwendungsbereich: Aktuell ist die Blankoverordnung auf Schultererkrankungen beschränkt, was den Nutzen für Praxen mit anderen Schwerpunkten einschränkt.

5. Vergütungsabschläge in der „roten Phase“: Diese Abschläge könnten den finanziellen Anreiz für eine intensive Betreuung verringern, wenn die Therapien über das wirtschaftliche Maß hinausgehen.